Donnerstag, 12. Juli 2012

mein tragikomischer versuch einen google+ account zu erstellen

Auf der Suche nach Facebook-Alternativen wurde mir google+ empfohlen. Beim Erstellen des Profils bin ich schon enttäuscht, dass ich nicht einfach "melamar" heissen darf, sondern einen Vor- und einen Nachnamen eingeben muss. Ich entscheide mich für "melamar poetry", doch: ES GIBT EIN PROBLEM MIT IHREM PROFIL, erklärt mir die Maschine, " Ihr Name entspricht nicht den Google+ Namensrichtlinien.  Aha, denke ich mir und studiere die selbigen. Da lese ich

 Damit sich unsere Nutzer gegenseitig leicht finden können, setzen wir  
voraus, dass Sie den Namen verwenden, unter dem Ihre Freunde, Verwandten  
und Kollegen Sie im richtigen Leben kennen. Meist ist dies der bürgerliche  
Name oder eine Abwandlung davon. Da dies jedoch nicht unbedingt bei jedem  
Menschen so ist, sind auf Google+ auch andere Klarnamen zulässig,  
insbesondere solche, unter denen Sie online einer größeren Anzahl von  
Menschen bekannt sind. 

Ich denke mir, das wird ja kein Problem sein, schliesslich verwende ich den Künstlernamen "melamar" seit nunmehr 11 Jahren. Ich trete nicht nur unter diesem Namen auf und publiziere, auch im Privaten sprechen mich schon viele meiner Freunde so an.
Die Kombination "melamar poetry" verwende ich auf Musikseiten im Internet seit 2007, um nicht aufgrund meiner Bühnenfotos fälschlicherweise für eine Sängerin gehalten zu werden. 
Ich mache also einen Einspruch per Formular, schicke ein paar Weblinks mit, nämlich:

http://www.myspace.com/melamarpoetry
http://www.soundcloud.com/melamarpoetry
http://www.youtube.com/melamarpoetry
http:///www.melamarpoetry.blogspot.com

Sowie einen Flyer im jpg Format, auf dem mich ein Veranstalter im Wiener WUK als "melamar [poetry slam]" ankündigte und denke mir: wird schon passen.

Passt leider nicht. Ich erhalte eine e-mail, die so beginnt:

wir haben Ihren Einspruch überprüft, sind jedoch zu dem Schluss gekommen,  
dass Ihr Name nicht den Google+ Namensrichtlinien entspricht.

Mein Profil würde am 13.7. (also heute) gesperrt, wenn ich nicht meinen Namen korrekt eintrüge (von "trügen"?)... 

Ich hab jetzt jedenfalls ganz brav meinen Namen in "melamar poetikova" geändert. Mal sehen ob sie jetzt zufrieden sind, oder es das Profil in sehr kurzer Zeit schon nicht mehr geben wird.

Apropos, es ist dieses hier:

https://plus.google.com/117804345721908815721/posts

Ich finde die Situation reichlich absurd. Ein Name, den ich tatsächlich seit Jahren verwende, erregt die Aufmerksamkeit der Suchmaschine, weil er ungewöhnlich ist, ein Alltagswort wie "poetry" beinhaltet. Hätte ich hingegen einen Namen erfunden, unter dem mich niemand kennt, der aber völlig "normal" erscheint, hätte ich nie den Anstoss des Systems erregt. 
Die Strategie geht also offenbar nicht auf. Dafür schafft man es, KünsterInnen fern zu halten. Ich bin sicher nicht die einzige, für die der Künstlername zum "wahreren Namen" zum "eigentlichen Namen" wird. 
Es ist nicht nur unschön, KünstlerInnen aus einem Netzwerk auszuschliessen, es ist auch vom betriebswirtschaftlichen Standpunkt her dumm. KünstlerInnen ziehen häufig andere an, das sollte eigentlich bekannt sein. Nicht nur die "Alphatiere" unter ihnen tun das, nein auch die vielen kleinen, die ihre Webseiten brav untereinander verlinken, in jeder Mailaussendung all ihre Seiten und Profile mitschicken,... Viele kleine KünstlerInnen könnten ganz schön viel Gratiswerbung für Google+ machen...

Aber die hat ein Monopolist natürlich nicht nötig. Wie konnte ich nur solche Peanuts erwähnen! Umso besser, dass Leute wie ich zumindest gleich mal wissen: there must be more than this! und sich Alternativen suchen anstatt bei den - zugegebenermassen äusserst bequemen - Tools des Monopolisten faul hängen zu bleiben.
Ja, auch Blogspot gehört dazu, auch Youtube... Mal sehn, wie lange ich noch in diesen Kreisen verkehre. Ich bin jetzt jedenfalls wachgerüttelt.